Tumoren

Hyperplasien sind überschüssige Gewebsneubildungen, die von übergeordneten Zentren reguliert werden.

Geschwülste (Tumoren) sind autonome Wachstumsexzesse, die regulative Beziehungen zur Umgebung vermissen lassen. Eine Geschwulst ernährt sich als Parasit vom Mutterboden auf dem sie wächst, ohne sich in die Gesetze des Organismus einzuordnen.

  • Gutartige (benigne) Tumoren bestehen aus reifem Gewebe, das die Struktur des Mutterbodens erkennen lässt, wachsen durch Zellvermehrung innerhalb der Geschwulst (verdrängendes Wachstum), dringen nicht in das benachbarte Gewebe ein und sind gegen die Umgebung scharf abgegrenzt.
  • Bösartige (maligne) Tumoren (Krebs) bestehen aus atypischem, wenig ausgereiftem Gewebe, das die Charakteristika des Muttergewebes nur ungenau erkennen lässt. Maligne Tumoren dringen in das benachbarte gesunde Gewebe ein und zerstören seine Strukturen (infiltrierendes und destruierendes Wachstum).

Ferner neigen maligne Tumoren zur Ausbildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) an anderen Körperstellen. Die Metastasen entstehen aus Tumorzellkomplexen, die sich vom Primärtumor nach Eröffnung von Blut- oder Lymphgefäßen ablösen und auf dem Blutwege (hämatogen) oder mit dem Lymphstrom (lymphogen) verschleppt werden. 

Ursachen der Geschwulstentstehung:

Die Frage nach den Ursachen der Tumorentstehung hat seit langem die Krebsforschung beschäftigt, ohne dass es bisher gelungen ist, dieses Problem restlos zu klären.

Der Grundvorgang der Entstehung maligner Geschwülste ist die Kanzerisierung normaler Zellen durch schädigende Einflüsse. Dabei spielt offensichtlich eine individuelle Bereitschaft (Disposition) eine Rolle. Die Krebskrankheit ist nicht vererbbar, aber eine Neigung der Gewebe und Organe, unter dem Einfluss karzinogener Faktoren mit krebsiger Entartung zu reagieren.

Man unterscheidet die folgenden Gruppen der Entstehung maligner Tumoren:

  • Chemische Karzinogenese:
    Neben den seit langem bekannten karzinogenen Substanzen (Methylcholantren, Benzpyren, Azofarbstoffe) können durch Nahrungsmittel, Abgase und Zigarettenrauch kanzerogene Stoffe verbreitet werden. Ein weiterer Risikofaktor ist chronischer Alkoholabusus.
  • Physikalische Karzinogenese:
    Ionisierende Strahlen, ultraviolettes Licht.
    Nicht nur Asbestfasern, sondern auch Fasern anderer nicht resorbierbarer Substanzen üben im Gewebe eine kanzerogene Wirkung aus, wenn die Faserlänge zwischen 8 und 200 µm liegt und der Durchmesser kleiner als 1,5 µm ist.
  • Virale Karzinogenese:
    Durch Viren können maligne Tumoren erzeugt werden. Dabei werden Gene in die Desoxyribonukleinsäure (DNS) von Wirtszellen übertragen, wodurch eine Transformation der infizierten Zellen herbeigeführt wird.
  • Immunologische Karzinogenese:
    Hier wird eine Mutation einer oder mehrerer Zellen zur Malignität angenommen. Die durch diese Mutation veränderten Eigenschaften werden auf die Tochterzellen übertragen. Dieser Vorgang wird beim normal arbeitenden Immunsystem unterdrückt. Eine Tumorerkrankung entsteht nur dann, wenn sich einzelne Tumorzellen dem Zugriff des Immunsystems zeitweilig entziehen und durch Zellteilung zu einem größeren Tumorzellkomplex heranwachsen können. Das Wachstum eines solchen Tumorkomplexes kann vom Immunsystem nicht mehr unterdrückt werden, weil die Immunreaktion mit fortschreitender Tumorprogredienz abnimmt.
  • Eine Geschwulstentstehung durch chronische Entzündung wird nicht durch die bakterielle Infektion, sondern durch den chronischen Entzündungsreiz verursacht. Beispiele sind chronische Entzündungen bei der Leukoplakie und anderen Präkanzerosen.
  • Eine Geschwulstentstehung durch Hormone wird durch eine hormonell bedingte Proliferationstendenz und nicht direkt durch die Hormone ausgelöst. Hormonabhängige Tumoren sind Karzinome der Mamma, der Schilddrüse und der Prostata.