Zurück zu den Wurzeln

Vom einzigen fehlenden Zahn bis zum komplett zahnlosen Gebiss – die Einsatzgebiete implantatgetragenen Zahnersatzes sind groß. Und: Die meisten Patienten profitieren heute von den Vorteilen, die ihnen die künstliche Wurzel bietet. Dank neuer Entwicklungen ist die Implantologie sicher und vorhersagbar geworden.

Die Fantasie der Menschen in der jüngeren Geschichte war groß, wenn es darum ging, verloren gegangene Zähne zu ersetzen. Holz, Elfenbein, Metalle, Knochen – viele Materialien wurden verwendet, um lückenhafte Zahnreihen zu komplementieren. Im Frankreich des 19. Jahrhunderts ließ sich die reiche Oberschicht sogar echte Zähne einpflanzen. Kauen war mit derlei „Lösungen“ wohl kaum möglich, aber zumindest hatte der Mensch wieder gefühlt einen Ersatz im Mund.

Kaum ein Unterschied zum Original

Von unserer modernen Zahnmedizin dürften die Menschen damals wohl bestenfalls geträumt haben. Mit den Techniken der Implantologie ist es heute möglich, einen fehlenden Zahn inklusive Zahnwurzel komplett zu ersetzen – und zwar so naturgetreu und sicher festsitzend im Kiefer, dass für den Träger selbst ein Unterschied zum Original kaum wahrnehmbar ist.

Verbindung mit lebenden Knochen

Die Idee ist so simpel wie naheliegend und dennoch brauchte auch diese Entwicklung ihre Zeit. Die grundlegende Voraussetzung der Implantologie – die sogenannte Osseointegration – schuf der schwedische Wissenschaftler und Chirurg Per Ingvar Brånemark mit seinen Forschungsarbeiten. Im Jahre 1953 hatte er per Zufall entdeckt, dass das Leichtmetall Titan mit lebendem Knochengewebe eine stabile Verbindung eingeht. 1965 pflanzte er einem Menschen erstmals in der Geschichte ein Zahnimplantat aus Titan in den Kiefer ein.

Neue Entwicklungen

Seit 1982 ist die Implantologie ein durch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DgZMK) anerkanntes Gebiet der Zahnmedizin, die sich in den vergangenen 35 Jahren sehr schnell weiterentwickelt hat. Vier wesentliche Entwicklungen  stellen sich hierbei heraus. Zum einen sind es die Implantate selbst, deren stark modifizierte und deutlich verbesserte Oberflächen die Einheilungszeit im Kiefer im Vergleich zu früher deutlich reduzieren. „Waren früher ein halbes bis ein ganzes Jahr nötig, so kann die Einheilzeit im Idealfall auf bis zu acht Wochen oder weniger gesenkt werden.“

Viele Lösungen sind möglich

Verbesserungen gibt es auch hinsichtlich der prothetischen Versorgung: Patienten stehen für die Implantat-Aufbauten wesentlich mehr individualisierbare statt standardisierte Lösungen zur Verfügung, was gerade hinsichtlich der Ästhetik Vorteile bringt. Große Erfolge bestehen außerdem beim Knochenaufbau, der heute vorhersagbarer ist als früher. Genügend Knochensubstanz im Kiefer ist eine Voraussetzung, um implantieren zu können, ansonsten muss mit verschiedenen Verfahren nachgeholfen werden. Und schließlich gibt es da noch die neuen Möglichkeiten der digitalen Planung. „Liegt ein dreidimensionales Röntgenbild vor, dann kann mit Hilfe eines Planungsprogrammes ein Implantat praktisch schon vorher am Computer gesetzt werden. Eine aus dieser Planung erstellte Schablone gibt während der Implantation eine relativ große Sicherheit, dass das Implantat an genau der richtigen Stelle gesetzt wird“.

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