Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Medeco

Keine schönen, sondern haupt- sächlich schmerzfreie Zähne sind das Ziel von Dr. Karin Streit. Jedes Jahr im Sommer reist sie in den Himalaya, in die nordindische Provinz Ladakh, um Menschen in abseits gele- genen Dörfern zahnmedizinisch zu ver- sorgen. „Es ist eins der ganz wenigen Länder der Welt, wo ein Mensch auch an einem vereiterten Zahn sterben kann“, sagt die Zahnärztin. Die meisten von ihnen haben noch nie in ihrem Le- ben einen Zahnmediziner gesehen, Dr. Streits Hauptarbeit besteht im Zähnezie- hen. Meist unter freiem Himmel und auf einem Plastikstuhl oder gar nur einem Teppich, finden die Behandlungen unter großer öffentlicher Anteilnahme statt. „Das ist dann wie Kino, viele Schaulusti- ge sitzen drumherum, es wird debattiert und gelacht“, erzählt Dr. Streit. „Und es lassen sich fast nur Leute mit Schmer- zen behandeln. Häufig sind im Mund nur noch Wurzelreste zu sehen. Wenn wir eine Spritze zur Anästhesie geben, und die Menschen sehen, wie schmerzlos und schnell ein Zahn gezogen wird, wol- len sie auch all ihre anderen zerstörten Zähne entfernt haben, die bisher nicht geschmerzt haben.“ In sehr abgele- genen Gebieten, so weiß sie vom Hören- sagen, sind noch brachiale Methoden üblich: Etwa der an ein Seil gebundene Zahn mit einem Stein am Ende, der immer wieder auf den Boden geworfen wird. In den Städten unterstützt der Verein „Kinder des Himalaya e. V.“ (www.Kin- derHimal.de, Projekt Dental Health Care) unter der Leitung von Dr. Streit eine zahnmedizinische Versorgung an vier privaten Schulen. Und das auch nur in den Sommermonaten. Eine regelmäßige Prophylaxe ist aber das Ziel, sodass zu- mindest die Kinder dieser Schulen konti- nuierlich zahnmedizinisch versorgt wer- den. Der Bedarf ist nach wie vor groß. „Allgemein ist die Zahnpflege sehr man- gelhaft, regelmäßig eine Zahnbürste be- nutzen nur die wenigsten“, weiß Dr. Streit. „Trotzdem haben viele Kinder von Natur aus relativ gute Zähne, hinzu kommt natürlich fluoridiertes Wasser. Und: Je weiter sie weg sind von Cola und Süßigkeiten, umso besser ist ihre Zahngesundheit.“ Verloren gegangene Zähne werden in der Regel nicht ersetzt, weil dies unbezahlbar und ohnehin nur in der Hauptstadt zu haben ist. Dafür gibt es eine Art Wander-Zahntechniker, die auf der Straße ganz pragmatisch eine Zahnlücke versorgen: mit einer Art selbsthärtendem Kunststoff, der wie ein Kaugummi in die Lücke kommt und den einfach aufgedrückten Kunstzahn fixiert. Foto:ConsorcioChiclero 22 Gute Zähne schönes Leben – ihr patientenmagazin zu guter letzt Zähneziehen im Himalaya