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Medeco

ihr patientenmagazin – Gute Zähne schönes Leben 19 3. Welche Tragweite hat das Zähneknirschen? Das Knirschen mit den Zähnen ist sehr ver- breitet. Laut Deutscher Gesellschaft für Funktionsdiagnostik tun dies – meist unbe- wusst – etwa ein Drittel der Erwachsenen. Als Ursache wird vorwiegend emotionaler Stress und psychische Anspannung gese- hen, sei es im Beruf oder Privatleben. Stress wird regelrecht über die Zähne „ab- gearbeitet“, beim Zusammenpressen kön- nen extrem hohe Kräfte entstehen. Betrof- fene knirschen häufig nachts im Schlaf. Fühlt sich der Kiefer morgens steif und mü- de an, kann dies ein Hinweis darauf sein. 4. Was passiert bei permanenter falscher Belastung? Es entsteht ein Ungleichgewicht in der Kräfteverteilung des Systems. Normaler- weise sind Muskeln bestrebt, auf sie einwir- kende Kräfte auszugleichen. Bei Dauerbe- lastung gelingt dies nicht mehr. Der Kaumuskel kann sich nicht mehr entspan- nen, er ermüdet, erschlafft und verliert schließlich seine Funktion. An den Zähnen und Kiefergelenken kommt es zu einer Überbeanspruchung mit häufig weitrei- chenden Folgen. 5. Welche Symptome können auftreten? Zunächst können sich Schäden an den Zähnen zeigen, wie Zahnschmelzrisse, Zahnfleischrückgang und empfindliche Zahnhälse. Im Weiteren sind Funktionsein- schränkungen und Schmerzen in der Kaumuskulatur und den Kiefergelenken möglich. Häufig zeigt sich dies in Kieferge- lenksknacken durch teilweises oder völ- liges Herausrutschen der Kiefergelenk- scheibe aus dem Gelenk. Die Mundöffnung kann ebenfalls eingeschränkt sein. Dies geschieht, wenn die Muskulatur aufgrund eines geschädigten Kiefergelenks ständig angespannt ist und schließlich verhärtet – der Unterkiefer lässt sich dann nicht mehr richtig bewegen. 6. Wie kommt es z. B. zu Ohrge- räuschen, Kopfschmerzen und Wirbelsäulenproblemen? Über Muskel- und Nervenverbindungen ist das Kausystem sehr eng mit anderen Bereichen in Kopf und Schulter verbunden. Bei Störungen sind daher Schmerzen im Bereich der Schläfen oder im gesamten Kopf möglich. Was genau passiert, zeigt ein Beispiel: Bei einer Überlastung der Kie- fergelenke können die Gelenkköpfe durch Druck nach hinten Blutgefäße und Nerven schmerzhaft reizen. Ein Schmerz, der bis zum benachbarten Gehörgang ausstrahlt. Häufig entstehen auch Ohrgeräusche, die physiologische Ursache ist bisher unge- klärt. Über muskuläre Verknüpfungen kommt es zu weiteren Verspannungen in der Hals- und Nackenmuskulatur, die Be- schwerden bis in die Schulter und Wirbel- säule auslösen. 7. Wie wird eine Funktions- störung diagnostiziert? Zunächst durch einfaches Abtasten der beteiligten Muskeln, Sehnen und Bänder. Wichtig sind zudem die Fragen: Gibt es Schmerzen und Geräusche im Gelenk? Funktioniert es reibungslos oder sind Hin- dernisse feststellbar? Inwieweit sind die Zähne korrekt ineinander verzahnt? Bestä- tigt sich der Verdacht einer Fehlfunktion, kommen weitere Untersuchungen hinzu. Muskelüberlastungen und Gelenkreizun- gen können gezielt aufgespürt, die Kieferpo- sition und Zahnstellungen ermittelt werden. Nicht zuletzt ist auch der Blick darauf wich- tig, inwieweit stressauslösende Faktoren und Fehlhaltungen im Skelettsystem eine Rolle spielen. 8. Welche Behandlungsmöglich- keiten gibt es? Das individuelle Ausmaß und die Art der Beschwerden bestimmen die Therapie. In vielen Fällen werden zur Behandlung so genannte Aufbissschienen eingesetzt. Ein- fache Schienen dienen dazu, die Zähne vor Überlastete Kiefergelenke können Nerven schmerzhaft reizen. Fotos:ChristianJung Abnutzung zu schützen und die Kaumus- kulatur zu entspannen. Aufwändiger gearbeitete Schienen korrigieren die Positi- on des Unterkiefers und entlasten die Kie- fergelenke. Hilfreich kann die Unterstützung aus anderen medizinischen Fachrichtungen sein. Etwa durch einen Physiotherapeuten, der mit gekonnten Handgriffen eine ge- stresste Kiefermuskulatur behandelt. 9. Wie können sich Patienten selbst helfen? Die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdi- agnostik und -therapie (DGFTD) rät zu Stressbewältigungstechniken wie Auto- genes Training sowie regelmäßigem sport- lichen Ausgleich zum Spannungsabbau. Auch empfiehlt sie, die eigenen Kaumus- kelaktivitäten während des Tages und die Stellung der Zähne zueinander zu beob- achten. Beim verkrampften Zusammen- biss den Mund für 10 Sekunden öffnen, anschließend entspannt ruhen lassen, oh- ne dass sich die Zähne berühren. Zusätz- lich kann es hilfreich sein, vorübergehend auf kauintensive Speisen zu verzichten und schmerzende Kiefergelenke mit Wärme oder Kälte zu behandeln. Buchtipp: „Nie wieder Zähneknirschen“ bietet zahl- reiche Übungen, mit denen der Knirschgeplagte wohl- tuend auf eine verspannte Kaumuskulatur einwirken kann. Inklusive Übungs-CD. Von Christiane Keller- Krische, 2010, Verlag für Hobby- und Freizeitliteratur, ISBN 978-3-928382-05-2 Gesamtheit unseres Kauorgans Harmonisches Zusammenspiel Ob beim Sprechen, Abbeißen oder Kauen: Ohne die Auf- und Abwärtsbewegungen des Unterkiefers geht gar nichts. Fünf Muskelpaare und ein komplexes Band- und Gelenksystem mit Gelenkköpfen, -pfanne sowie Gelenkzwischenscheiben sind an den Bewegungen beteiligt. Die Gesamtheit dieses Systems, inklusive Zähnen, bildet das Kauorgan, auch „Craniomandibulärsystem” genannt. Im gesunden Zustand werden alle kaubeteiligten Strukturen optimal, aber nicht übermäßig beansprucht. Kommt es zu einer Störung, sprechen Zahnmediziner von einer Craniomandibulären Dysfunktion.